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Die Entzauberung der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten - Ein persönliches Statement von Prof. Dr. Marco Richter

Ein Nachruf auf die tendenziöse Berichterstattung vom 12.07.2023

"Am 28. Juni hat ein Fernsehteam, die im Namen von Plusminus agieren (das hintergründige Wirtschaftsmagazin der ARD), ein Interview mit mir durchgeführt. Im Vorfeld wurden mir verschiedene Fragen zugesandt, die als bunter thematischer Mix zu bezeichnen sind. Im Kern ging es um die Preisentwicklungen in der Tourismusbranche, das Luxusreisesegment und die Fachkräftesituation. In diesem thematischen Kontext wurde ein verstärktes Interesse an Ursachen, Auswirkungen und Lösungsansätzen geäußert.

Das Interview dauerte ca. 45 Minuten, war ingesamt recht angenehm. Die Fragen habe ich natürlich mit Fachwissen und Erkenntnissen beantwortet; kurzum meiner Profession entsprechend mit bestem Wissen und Gewissen. Mein persönlicher Standpunkt ist selbstverständlich von Neutralität, meine Perspektive auf die zukünftige Entwicklung der Branche jedoch von Zuversicht, sowie einer Ziel- und Lösungsorientierung geprägt. Im Vorfeld der Ausstrahlung des Beitrages bekommt man leider keine weiteren Informationen; der Einfluss auf den Inhalt des Beitrages ist somit nicht gegeben. Da ich jedoch mit dem Geschäftsführer der Agentur im Vorfeld gesprochen hatte und er mir versicherte, dass der Beitrag möglichst neutral ist, um ein wenig Licht ins Dunkel der Zuschauer zu bringen, war ich mit mir im Reinen. Es ist nicht mein erster Fernsehbeitrag mit der Agentur, von daher habe ich in gewisser Weise Vertrauen aufgebaut. 

Beim Blick in die ARD Mediathek führte schon der Titel des Berichtes ("Urlaub in Deutschland - Tourismusbranche zwischen Inflation und Fachkräftemangel") bei mir zu einem gewissen Unbehagen, da eine ganze Branche auf zwei tendenziell negative Aspekte reduziert wird. Dass mein Redeanteil in dem knapp 9-minütigen Beitrag auf ca. 10 Sekunden reduziert wurde, ist logisch (ich habe zu wenig Negatives berichtet). Dass mein Nachname nicht ganz stimmt, ist geschenkt (ich wurde im Beitrag als Prof. Marco Schmidt bezeichnet). Meine subjektive Bewertung des Beitrages würde ich dennoch folgendermaßen zusammenfassen: Es gibt nur wenige Alternativen für sinnlose Zeitverschwendung. Warum?

Zunächst ist der gesamte Beitrag tendenziös und mindestens eindimensional, um es diplomatisch auszudrücken. Die Botschaft, die hier transportiert wird, ist ein Abgesang auf das Reisen im eigenen Land - bzw. auch darüber hinaus. Alles unbezahlbar, für "Normalverdiener" einfach nicht mehr drin. Die Auswirkungen derartiger Beiträge können nicht unerheblich sein: Einerseits sind sie einer ökonomischen Tourismusentwicklung nicht zuträglich. Aber insbesondere wird auf psychologischer Ebene eine Stimmung geschaffen, die jetzt auch noch die "schönste Zeit des Jahres" in Mitleidenschaft zieht. Am gravierendsten finde ich jedoch, dass alle beteiligten Akteure im Tourismus, die ihren Gästen mit Leidenschaft, Engagement, Fleiß und Know-how einen angenehmen Aufenthalt und ein einzigartiges Urlaubserlebnis schaffen, "mit Füßen getreten" werden. 

Zur Richtigstellung:

Die Branche befindet sich in einer fundamentalen Transformation. Sie hat die Covid19-Pandemie (nahezu) gemeistert und befindet sich (fast) wieder auf dem Niveau von 2019 - in einigen Segmenten sogar besser dastehend. Die Preisentwicklungen unterscheiden sich in hohem Maße, sind nicht "pauschal" zu beziffern. Hier gibt es eine hohe Zahl an Einflussfaktoren. Gleichzeitig sind die Preise in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern nicht überproportional; hier bestimmen die zu deckenden Kosten und natürlich die Nachfrage. Ich habe die Entwicklungen auch in den anderen Themenfeldern differenziert und teilweise mit Zahlen dargestellt, möchte an dieser Stelle auch nicht auf alle Details des Beitrages eingehen. Der Grundtenor meines Interviews zeigt ganz klar in Richtung Stabilisierung der Märkte bis ins Jahr 2030, mit Anpassungen (natürlich auch im Reiseverhalten: das Preisbewusstsein nimmt weiter zu, es gibt Profiteure bei bestimmten Unterkunftsformen etc.). Das entspricht den aktuellen Erkenntnissen und Prognosen, daran kann ich nicht rütteln. Aber natürlich gibt es hier einen Diskurs, der ein Spektrum an möglichen zukünftigen Szenarien offenlässt.

Eines möchte ich an dieser Stelle unterstreichen: Die Branche - ob regional, national oder international - hat in den letzten Jahren einen Bewusstseinswandel erfahren, die Schwachstellen identifiziert und sich strategisch neu aufgestellt (und ist noch dabei), um die Herausforderungen konstruktiv zu bewältigen und einen zukunftsfähigen Tourismus zu kreieren (Tourismus als lernendes System). Themen sind u.a. Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Resilienz, individualisierte Kundenerlebnisse oder Fachkräftegewinnung. Dabei dominieren Lösungs- und Gestaltungsansätze, die auch zunehmend Früchte tragen. So hat Sachsen 2022 einen Zuwachs von Beschäftigten im Gastgewerbe von 6% gegenüber dem Vorjahr verzeichnet. Wir selbst arbeiten in einem gemeinsamen Projekt mit der DEHOGA Sachsen an Maßnahmen zur Fachkräftesicherung und -gewinnung für die Region Sächsische Schweiz - Osterzgebirge. Auch hier gibt es positive Entwicklungen in der dynamischen, spannenden und vielfältigen Branche zu verzeichnen. So ist der Ausbildungsberuf zum/zur Koch/Köchin sehr gefragt und die diesbezügliche Entwicklung als positiv zu bezeichnen.

In diesem Sinne sollten wir die Dinge weiterhin mutig, mit einem gewissen Grad an Sachverstand und einem realistischen Optimismus angehen!"

Mit allerbesten Grüßen
Marco Richter

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